Regionalität auch bei der Energiewende im Fokus

29.01.2021

Als Bauausschussvorsitzende in Sankt Michaelisdonn befasse ich mich derzeit intensiv mit dem Thema Solarfelder auf Freiflächen. Bisher war das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nicht für den Außenbereich vorgesehen. Aufgrund der gesunkenen Preise für die Errichtung von Photovoltaikanlagen rechnet sich nun auch die Aufstellung von Solarfeldern auf Freiflächen. Allein die Gemeinde St. Michaelisdonn verfügt über fast 150 Hektar potentielle Eignungsfläche. Jede Gemeinde kann selbst darüber entscheiden, ob und unter welchen Voraussetzungen sie dem zustimmt.
Die Regionalität unserer Erzeugnisse ist für mich aus nachhaltiger Sicht immer noch die erste Wahl und stellt zum Glück auch gesellschaftlich einen immer höheren Stellenwert dar. Daher kommen Fragen bei mir auf: Woher wollen wir zukünftig unsere Grundnahrung beziehen, wenn das für unsere Landwirte benötigte Ackerland mit PV-Flächen belegt ist? Importe bedeuten längere Handelswege, aber erreichen wir so unsere Klimaziele?
Erneuerbare Energien und Ökostrom sind in der umweltschützenden Energiewende unerlässlich. Aus Sicht einer kleinen Gemeinde klingt die Investition von großen Konzernen in unsere Region vielversprechend und verlockend, jedoch findet die Abgabe Gewerbesteuer nicht Vorort statt. Geht es hier um eine nachhaltige Investition oder Greenwashing? Die Investoren bieten den Landeigentümern drei- bis viermal so hohe Pachten wie ortsüblich. Eine derartige Pachterhöhung können unsere Bauern aufgrund ihrer ohnehin schon geringen Margen nicht erwirtschaften. Ein möglicher Wegfall von Ackerfläche oder Grünland bringt so machen Betrieb ins Grübeln und in reelle Existenznöte.
Zudem ist es traurig zu sehen, wie wertvolles Ackerland, das unsere Landwirte zur Erwirtschaftung ihrer Produkte dringend benötigen, durch PV-Flächen belegt ist. Gleichzeitig kann ich mir Solarflächen auf nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen sehr gut vorstellen – gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ökostrom.
Im Ausland sowie im Süden Deutschlands existieren bereits innovative Projekte für Agrophotovoltaik (APV). Im Rahmen von Innovationsausschreibungen sieht der Bund eine Förderung für Solaranlagen mit gleichzeitigem Nutzpflanzenanbau ab dem Jahr 2022 vor.
Große PV-Freiflächen wirken sich erheblich auf unser Landschaftsbild aus und bedeuten weitreichende Einschnitte in die Natur (Flora und Fauna), die Landwirtschaft, die Jagd sowie den Tourismus. Dies gilt es abzuwägen bevor weitreichende Genehmigungen erteilt werden.
Lassen Sie uns gemeinsam mit unseren Bauern einen Mittelweg zur nachhaltigen Landwirtschaft finden und auch Pionierarbeit beginnen, um weiterhin die guten lokalen Produkte und unsere schöne Landschaft zu genießen. Das passt ideal zu unserer aktuellen Situation und bietet uns die Möglichkeit eine zukunftsfähige Symbiose zu schaffen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit innovativem Blick Vorort einen guten Beitrag zur Energiewende leisten können und unsere Region so auch für unsere nachfolgenden Generationen lebenswert machen.

Für Fragen und Anregungen zu diesem hochaktuellen Thema stehe ich Ihnen gern zur Verfügung und freue mich auf Ihre E-Mail unter: schnepel.inge [at] gmail.com

Inge Schnepel aus Sankt Michaelisdonn